Durch seine Herkunft und Ausbildung hatte Pierre Fourier beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Wirken. Er wurde am 30. November 1565 in Mirecourt als ältester Sohn eines Tuchhändlers geboren.
In seiner Heimatstadt hatte Pierre Fourier Kontakt zu den gehobenen Schichten, Kaufleuten und Juristen, aber auch zur einfachen Bevölkerung. In seinem Elternhaus wurde der christliche Glaube im Alltag gelebt, das Religiöse und Weltliche bildeten eine Einheit. Vom. 8. bis zum 14. Lebensjahr besuchte er die Schule in Mirecourt, die in gutem Ruf stand. Dann setzte er seine Studien am Jesuitenkolleg in Pont-à-Mousson fort und schloss die humanistische Ausbildung mit der Magisterwürde ab. Zum Erstaunen aller trat der hochbegabte junge Mann 1585 bei den Augustiner Chorherren in Chaumoussay, südlich von Mirecourt gelegen, ein, einer recht verweltlichten Abtei, wie es damals viele Klöster waren. Mit Entschlossenheit und vollem Engagement wollte er sich der kirchlichen Erneuerung widmen im Sinne des Konzils von Trient (1545 - 1563). Er war sich bewusst, dass jede wahre Reform im eigenen Leben beginnt. Bei seinen Mitbrüdern traf er jedoch auf Widerstand, ja sogar Anfeindung. Sein regeltreuer Lebenswandel war ihnen ein dauernder Vorwurf.
Nach seiner Priesterweihe, die er am 25. Februar 1589 in St. Simeon in Trier (Porta Nigra) empfingt, kehrte er nach Pont-à-Mousson zurück und studierte an der dortigen Jesuitenuniversität, einer der bedeutendsten und modernsten Europas, Theologie und Jura. Er verließ die Universität als Doktor der Theologie sowie des weltlichen und kirchlichen Rechts. Sein Ziel war die Pfarrseelsorge, die zum Aufgabenbereich der Augustiner Chorherren gehörte. Sein pastorales Konzept hatte universale Dimensionen, es war jedoch getragen von einem Leben des Gebetes und der intensiven Vereinigung mit Gott.
Unter drei Pfarreien, die ihm angeboten werden, wählte er die unbedeutendste und schwierigste: Mattaincourt. Die bescheidene Pfarrkirche wurde bald zum Zentrum eines erneuerten Gemeindelebens. Bemerkenswert war die Sorge des Pfarrers, seine Gemeinde bei jeder sich bietenden Gelegenheit, bei der Sonntagsmesse wie auch im Bußsakrament zu unterweisen. Er versammelte die Kinder in der Kirche zum Religionsunterricht und belebte ihn durch kleine szenische Aufführungen, wozu er die Erwachsenen einlud.
Er begnügte sich nicht damit, akuter Not abzuhelfen, sondern bemühte sich, deren Wurzel zu entdecken, der Ursache entgegenzuwirken. Besonders achtete er auch auf das Gesundheitswesen. Nicht nur, dass er sich um die Kranken kümmerte, noch mehr versuchte er zur Erhaltung der Gesundheit anzuleiten. Er gab Ratschläge für eine gesunde Ernährung und war besonders um die Sauberkeit des Wassers besorgt.
Es war eine Eigenart seiner Seelsorge, dass er die geistlichen Mittel, Gottesdienst, Predigt, Sakramentenempfang, mit weltlicher Reformtätigkeit verband, ohne beides zu vermischen. Er sah den Menschen als Ganzes in allen seinen Lebensbezügen. Pierre Fourier war ein Mann der Tat. Die Liebe zu Gott konkretisierte sich in praktischer Nächstenliebe, die offen ist für das Notwendige und Mögliche, für die realen Bedürfnisse und Erfordernisse.
Die Politik war für Pierre Fourier ein natürliches Aktionsfeld des Christen. Auch hier war er geprägt durch sein Studium in Pont-à-Mousson: Politik ist eine moralische Aufgabe. Der Fürst musste das Gemeinwohl im Auge haben. Er musste darüber wachen, dass sein Volk auf den Wegen des Heils bleibt, aber er hatte auch für das irdische Wohlergehen zu sorgen.
Pierre Fouriers Ideal war das friedliche Zusammenleben freier Völker, ein christliches Europa. Schon bald hatte der Pfarrer von Mattaincourt im ganzen Herzogtum den Ruf eines klugen und zuverlässigen Ratgebers. Groß war sein Ansehen bei der herzoglichen Familie und mehrmals sah er sich genötigt, auch in politischen Fragen Stellung zu nehmen. Mit Scharfsinn und hoher Urteilsfähigkeit durchschaute er die Gegebenheiten. Während des Krieges mit Frankreich ergriff er klar Partei für die Unabhängigkeit Lothringens. Er hatte großen Einfluss auf die Beschlüsse, die 1634 die Annektionspläne Frankreichs vereitelten. Doch lebte er von da an als politisch Verfolgter, denn die Leute Richelieus hatten den Auftrag, sich seiner zu bemächtigen. So hielt er sich an verschiedenen Orten auf und mied große Städte. Um seine beiden Ordensgemeinschaften, die Augustiner Chorfrauen und die Chorherren - der Bischof von Toul hatte ihn 1622 mit der Reform der Augustiner Chorherren in Lothringen beauftragt - nicht zu gefährden, entschloss er sich 1636 ins Exil zu gehen. Pierre Fourier starb am 9. Dezember 1640 in Gray. Seine Gebeine wurden 1641 nach Mattaincourt überführt. Beim Tod des Ordensgründers gab es 49 Häuser der Congrégation Notre-Dame.
Wie Pierre Fourier stammte Alix, geb. am 2. Februar 1576, aus einer Kaufmannsfamilie. Ihr Vater war 1595 aus gesundheitlichen Gründen von Remiremont, wo er auch das Amt des Bürgermeisters bekleidet hatte, in seinen Heimatort Hymont gezogen, der zur Pfarrei Mattaincourt gehörte. Die kleine Stadt Remiremont unterstand der Fürstin-Äbtissin des dortigen hochadligen Damenstiftes, das direkt dem Kaiser unterstellt war. Die Stiftsdamen unterrichteten auch Mädchen des gehobenen Bürgertums. So ist anzunehmen, dass Alix dort ihre Ausbildung genossen hatte. Selbstbewusst, lebensfroh, beliebt in den Kreisen der Jugend hatte sie beste Aussichten für eine glänzende Zukunft. Entgegen den Gepflogenheiten ihrer Gesellschaftsschicht war sie noch nicht verlobt. Ihre Eltern respektierten wohl die Wünsche der Tochter, denn sie selbst sagt in ihrem autobiographischen Bericht: „Ich verspürte keine Neigung zur Ehe, kurz gesagt, ich empfand Abneigung gegen die Unterwerfung unter einen Mann.“ Seit einiger Zeit verspürte sie ein Ungenügen an ihrer Lebensweise. Obwohl sie leidenschaftlich gern tanzte, fühlte sie sich leer und traurig inmitten rauschender Feste. In der Begegnung mit Pierre Fourier öffnete sie sich der Gnade: „Er predigte an Festtagen und Sonntagen; aber meine Ohren waren noch verstopft von der Eitelkeit und mein von Finsternis bedecktes Herz konnte das Licht noch nicht aufnehmen.“ Während eines Gottesdienstes traf sie ein Bekehrungserlebnis, in dem sie den Anruf Gottes erkannte. Ihre Antwort war radikal: „Ich legte meine vornehmen Kleider ab und machte das Gelübde der Jungfräulichkeit, ohne jemand um Rat zu fragen. Mein Verhalten beunruhigte meine Eltern und die ganze Nachbarschaft und es gab viel Gerede.“ In dieser Zeit wuchs in ihr der Wunsch Ordensfrau zu werden.
Alix nahm nun Kontakt mit Pierre Fourier auf, der sie in das geistliche Leben einführte. Zurückhaltend und abwartend prüfte er ihre Berufung und erkannte immer klarer das Wirken Gottes in ihr. Alix wollte, wie schon Pierre Fourier, im Gegensatz zu den verweltlichten Klöstern ihrer Zeit, ein Ordensleben in uneingeschränkter Hingabe leben, ein Leben nach den Gelübden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ohne irgendwelche Zugeständnisse und Abstriche. Sie hatte aber auch erkannt, dass sie nicht zu einem Leben in Weltabgeschiedenheit berufen war. Unterweisung und Erziehung der Mädchen sah Alix als ihre Berufung an, als ihre Weise, die Sendung des menschgewordenen Gottessohnes in ihrer Zeit fortzusetzen, mitzuwirken am Kommen des Reiches Gottes auf Erden.
Alix Le Clerc starb, im Rufe der Heiligkeit, am 9. Januar 1622, 46 Jahre alt, im Kloster in Nancy, dessen Oberin sie bis kurz vor ihrem Tod war. Zu diesem Zeitpunkt gab es 13 Niederlassungen des Ordens.